Die Akademie als Freies Institut

Anmerkung:

Die nachfolgenden Abschnitte über die Freien Institute berücksichtigt auch eigene Recherchen und Erfahrungen in meiner Funktion als von der Akademie gewählter DGPT-Beiratsdelegierter (Mai 2009 bis November 2021) und als einer der drei Sprecher*innen der Freien Institute (ab September 2011, ab September 2013, als 1. Sprecher) sowie ab 2013 bis 2021 als Sprecher des Netzwerks Freie Institute für Psychoanalyse und Psychotherapie (NFIP).

 

Die Gesellschaft ist ein gemischter Verband (Ärztliche Psychotherapeut*innen, Psychologische Psychotherapeut*innen und die (zahlenmäßig kleine) Gruppe der sogenannten 'Laienanalytiker*innen') und besteht seit einigen Jahren auschliesslich aus Einzelmitgliedern, ganz überwiegend nach den Standards der DGPT ausgebildeten Psychoanalytiker*innen (ca. 3.500 Mitglieder). Seit Ende 2019 besteht für die anerkannten Institute die Möglichkeit einer Fördermitgliedschaft (ohne Stimmrecht in der Mitgliederversammlung).

Bereits bei der Gründungstagung der DGPT (am 18.9.1950 in Braunschweig) war die Akademie (damals "Institut für Psychologische Forschung und Psychotherapie") mit ihrem Vorsitzenden Seitz vertreten.

1957 bestanden sechs Ausbildungsinstitute in der DGPT:

 

  • das Institut für Psychotherapie, Berlin (Baumeyer),
  • das Berliner Psychoanalytische Institut (Scheunert),
  • das Institut für Psychotherapie e. V., Göttingen (Schwidder),
  • die Abteilung für psychosomatische Medizin, Heidelberg (Mitscherlich),
  • das Institut für Psychologische Forschung und Psychotherapie, München (Seitz) sowie
  • das Institut für Psychotherapie und Tiefenpsychologie, Stuttgart (Brocher).

 

Der DGPT gehören derzeit 60 Aus- und Weiterbildungsinstitute in der gesamten Bundesrepublik an (Stand 2022), die im Gesellschaftsgefüge formal über ihre Delegierten im Beirat vertreten sind. Hinzu kommt die 2019 eingeführte Möglichkeit einer Fördermitgliedschaft (ohne Stimmrecht in der Mitgliederversammlung), welche die Akademie in Anspruch genommen hat. Die analytischen Fachgesellschaften

 

  • Deutsche Gesellschaft für Analytische Psychologie (DGAP)
  • Deutsche Gesellschaft für Individualpsychologie (DGIP)
  • Deutsche Psychoanalytische Gesellschaft (DPG)
  • Deutsche Psychoanalytische Vereinigung (DPV)

 

sowie die

 

  • Gruppe der "Freien Institute" (die sich ohne eigenes Zutun aus den sogenannten "nicht fachgesellschaftsgebundenen" Instituten bildete),

 

sind im Beirat als Gäste geladen und im Erweiterten Vorstand der DGPT als stimmberechtigte Mitglieder vertreten.

 

Der Konflikt zwischen Instituten die einer Fachgesellschaften angehören und denen, die eine entsprechende Mitgliedschaft nicht anstrebten, schwelt(e) über viele Jahrzehnte in der DGPT und fand seinen Ausdruck in der Bezeichnung der "nicht fachgesellschaftsgebundenen" Institute. Aber auch der von den Instituten selbst gewählte Begriff fand lange keine Anerkennung. So wurde im schriftlichen Kontext von den "freien" Instituten gesprochen (Kleinschreibung oder/und Anführungszeichen) und immer wieder kam es, auch aus dem Vorstand der DGPT, zu Fragen, was es mit der Bezeichnung "Freie Institute" auf sich habe (Motto: 'Von was sind Sie frei oder wollen Sie frei sein?"). Tatsächlich war es auch schwierig, die sehr heterogenen "Freien Institute" als Gruppe zu organisieren und zu vertreten. Erst am Ende eines jahrzehntelangen Prozesses stand mit der Gründung des "Netzwerks Freie Institute für Psychoanalyse und Psychotherapie (NFIP)" ein Netzwerk mit klarer Struktur und Selbstverständnis. Dazu unten mehr.

 

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass in der DGPT Mitglieder des Vorstands, die vom Grundberuf keine Ärzt*innen waren, früher (bis 1974) als "nichtärztliche Mitglieder" bzw. "Nichtärzte" bezeichnet wurden (www.dgpt.de)!


Das Freie Institut Akademie

 

Der Umstand, dass sich die Akademie keiner Fachgesellschaft zuwandte und so ein Freies Institut blieb, ist als historischer Prozess zu verstehen. Fritz Riemann, der 1945 nach München kam, galt lange Zeit als einziger Vertreter der Freud'schen Psychoanalyse. Er hatte seine Ausbildung am Berliner Institut gemacht bekam für seine Examensarbeit 1936 (zusammen mit einem Kollegen aus Chicago) einen Preis der IPV (Internationale Psychoanalytische Vereinigung) verliehen.

 

Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus gründete sich die 1938 aus der IPV ausgetretene Deutsche Psychoanalytische Gesellschaft (DPG) 1946 unter Leitung von Carl Müller-Braunschweig neu. Zur Aufnahme in die IPV kam es jedoch nicht, weil die von Schulz-Henckes Neopsychoanalyse geprägte Lehre in der DPG von der Leitung der IPV als nicht akzeptabel angesehen wurde: Sein Ausschluss aus der DPG wurde zur Bedingung einer Mitgliedschaft der DPG in der IPV. Da Schulz-Hencke sich weigerte auszutreten und ein Auschluss von Seiten der DPG nicht erfolgte, gründete Müller-Braunschweig 1950 mit acht weiteren ehemaligen Mitgliedern der DPG die Deutsche Psychoanalytische Vereinigung (DPV), die 1951 in die IPV aufgenommen wurde. Müller-Braunschweig versuchte erfolglos Riemann (seinen früheren Kontrollanalysanden) für die IPV zugewinnen. Bei einem weiteren Versuch (1952) lud er ihn ein, "ein Referat zu halten, in dem dieser seine psychoanalytische Kompetenz und Theorietreue demonstrieren sollte. Riemann lehnte ab" (Bauriedl 2008: 140). Auch Müller-Braunschweigs Nachfolger, Gerhard Scheunert, scheiterte mit weiteren Versuchen, ihm den Weg in die IPV zu ermöglichen. Ganz offensichtlich blieb er seinem Lehranalytiker (Schultz-Hencke) gegenüber loyal. Als Riemann dann im Mai 1958 auf der DPG-Jahresversammlung für ihn selbst überraschend in den DPG-Vorstand gewählt wurde, war eine Mitgliedschaft in der IPV kaum noch denkbar. Die Akademie scheint in die damaligen Vorgänge nicht einbezogen gewesen zu sein, allerdings hatte Riemann auf Bitten zuvor über die Situation am Münchner Ausbildungsinstitut berichtet und dabei die große Zahl von Lehranalysand*innen (im Verhältnis zu den 11 Vertreter*innen anderer Schulen) erwähnt.

 

Wie Schelkopf (!) in dieser Zeit (1969) schreibt, glaubte Riemann "in seiner politischen Unbefangenheit (…) gerade jetzt besonders geeignet zu sein, vermittelnd zwischen den beiden Gruppen [DPG-DPV] auftreten zu können. Diese Erwartungsvorstellung war illusionär." (Schelkopf 1969: 204). Riemann war nie Vorsitzender der Akademie, jedoch über lange Zeit berufspolitisch engagiert (u.a. war er auch Gründungsmitglied der DGPT), zog sich dann jedoch mehr und mehr aus den – so Schelkopf – "widerwillig übernommenen Verbandsgeschäften" zurück (ebd. 205). Vermutlich hat es noch mehr mit einem von Grunert beleuchteten Aspekt zu tun: Riemann hatte sich bereits früh (während seiner Ausbildung) für eine "synoptisch orientierte Institution und eine amalgamierte Psychoanalyse" entschieden" (Grunert 2008: 226) und kritisierte bzw. lehnte die sogenannte orthodoxe Psychoanalyse mit ihrer Intoleranz, Engstirnigkeit, Sterilität, ihrem Mechanismus und ihrem Dogmatismus ab (ebd. 227). Auch Freud stand er kritisch gegenüber und sah neben "aller Genialität deutliche Anzeichen von Starre und Intoleranz" (Riemann 1973: 371). Insoweit erscheint es wenig verwunderlich, dass er keinen Versuch unternahm, 'sein' Institut an eine der Fachgesellschaften (damals DPG und DPV) 'anzubinden'. Die von ihm auf Bitte der DPG (Vorsitzender: Schwidder) 1959 gegründete DPG-Ortsgruppe in München, die bis heute als DPG-Arbeitsgruppe München besteht (www.dpg-ag-muenchen.de) scheint insoweit ein logischer Schritt. Dort fanden und finden sich eine Reihe von Akademiemitgliedern mit Mitgliedern aus anderen Instituten zusammen.

Im Unterschied zur DPV, die 1951 wieder in die IPV aufgenommen wurde, erhielt die DPG erst 2001 in Nizza durch ein besonderes Procedere zunächst die IPV-Mitgliedschaft als "IPA Executive Council Provisional Society" und wurde 2009 in Chicago als Zweiggesellschaft der IPV anerkannt.

 

Ende der 1980er (unter den damaligen DPG-Vorsitzenden Michael Ermann) und Ende 1990er Jahre (DPG-Vorsitzender war Jürgen Körner) ging die DPG auf die Akademie zu, um die Möglichkeit einer Mitgliedschaft der Akademie in der DPG zu eruieren. Mit Jürgen Körner fand eine Veranstaltung in der Akademie zu diesem Thema statt, in deren Folge eine "Arbeitsgruppe Akademie-DPG" gegründet wurde, die Michael Jeron einberief und auch leitete. Die Arbeitsgruppe befasste sich u. a. mit den Unterschieden der Satzungen und Ausbildungsordnungen. Bereits an der Zahl der damaligen Mitglieder (DPG ca. 740 Mitglieder, Akademie ca. 400 Mitglieder) wurde deutlich, dass die Akademie angesichts ihrer Mitgliederzahl und ihrem breitem inhaltlichen Spektrum in gewisser Weise eine lokale Fachgesellschaft darstellte. Auch galt die DPG in den 1980er und 1990er Jahren bei einigen Kolleg*innen nicht als 'Hort' der 'reinen Psychoanalyse', welche an der Akademie angestrebt wurde.

In der Folge fanden weiter Abendveranstaltungen und eine Vorstandssitzung mit dem DPG-Vorstand (mit dem damaligen Vorsitzenden Franz Wellendorf statt) statt. Die Mitgliedschaft in der DPG hätte den insbesondere den Vorteil einer überregionalen und internationalen Öffnung bzw. Anbindung mit sich gebracht. Aber ungeachtet verschiedentlicher Zugeständnisse von Seiten der Fachgesellschaft war den Mitgliedern der Preis einer Institutsmitgliedschaft in der DPG zu hoch: Die autonome Ernennung der Lehranalytiker*innen durch das Institut war bedroht und in den Gremien wäre es zu einer Dominanz der DPG-Mitglieder gekommen. Insbesondere hätte aber eine Spaltung des Instituts gedroht, weil die Kinder- und Jugendlichenanalytiker*innen ihre ordentliche Mitgliedschaft verloren hätten, die sie erst nach langen institutsinternen Auseinandersetzungen 1991 erkämpft hatten (vgl. Brundke 2008c). Ein 'Institut im Institut' wurde von der Mehrheit der Mitglieder abgelehnt. Deshalb votieren die Mitglieder mit großer Mehrheit gegen eine Fortsetzung der Gespräche mit der DPG.

 

Jedoch kam es zu einer Annäherung zwischen Akademie und DPG-Arbeitsgruppe. Dabei wurde u. a. das schwierige Verhältnis zwischen Erwachsenen- und Kinderanalyse (bzw. Erwachsenen und Kinder- und Jugendlichenanalytiker*innen) angesprochen. Aus den Gesprächen, die auch zum Abbau von Vorurteilen und Entwertungen beitrugen ging auch ein gemeinsames Forum beider Organisationen hervor und die Vereinbarung der Kontaktaufnahme zwischen DPG-Arbeitsgruppe und den Aus- und Weiterbildungsteilnehmer*innen.

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Anschrift

Akademie für Psychoanalyse und
Psychotherapie München e.V.
Schwanthalerstr. 106 / III Stock
80339 München

Links

Staatlich anerkannte Ausbildungsstätte nach dem Psychotherapeutengesetz

Weiterbildungsbefugnis der BLÄK (E + KJ)

Fördermitgliedschaft in der DGPT und anerkanntes Aus-und Weiterbildungsinstitut

Mitgliedschaft in der VAKJP

Mitglied des Netzwerks Freie Institute für Psychoanalyse und Psychotherapie (NFIP)

Anfahrt

Mit öffentliche Verkehrsmitteln:

  • Tram 19 - Haltestelle Hermann-Lingg-Straße, ca. 300 Meter Fußweg
  • U-Bahn U 4/5 - Haltestelle Theresienwiese, ca. 400 Meter Fußweg
  • S-Bahn - Haltestelle Hackerbrücke, ca. 600 Meter Fußweg

Details und mehr Informationen finden Sie auf
www.mvv-muenchen.de


Mit anderen Verkehrsmitteln:

Aufgrund der geringen Zahl von Parkplätzen ist eine Anfahrt mit dem Auto nicht zu empfehlen.

Lageplan

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