Es ist uns ein Anliegen, die Entwicklung einer klaren psychoanalytischen Haltung und Behandlungskompetenz auf gute Weise zu vereinbaren mit den Anforderungen, welche das Psychotherapeutengesetz (PthG), die Weiterbildungsrichtlinien der bayerischen Landesärztekammer ((BLÄK) und die Vorgaben der kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) für die Niederlassung mit sich bringen. Aufgrund der unterschiedlichen Vorschriften für psychologische und ärztliche Psychotherapeut*innen ist die Ausbildung für beide Berufsgruppen teilweise verschieden gestaltet. Die wesentlichen Ausbildungsbestandteile haben sie jedoch gemeinsam.
Die Ausbildung ist in Grundkurs und Hauptkurs aufgeteilt. Beide sind geprägt durch die drei Stränge der Theorievermittlung, der Selbsterfahrung (Lehranalyse) und der praktischen Arbeit mit Patient*innen mit Supervision und kasuistischen Seminaren.
Die Theorie bieten wir in Vorlesungen, Seminaren und vertiefender Projektarbeit an. Analog zur Universität sind die Ausbildungsteilnehmer*innen frei, die Teilnahme je nach zeitlichen Möglichkeiten und Interesse zu variieren, wobei sie im Verlauf der Ausbildung die für sie vorgeschriebenen Lehrveranstaltungen nachweisen müssen.
Eine gute und intensiv verlaufende Lehranalyse ist uns wichtig. Sie soll die Selbsterkenntnis und Selbstwahrnehmung erweitern und die Bearbeitung der eigenen konflikthaften Persönlichkeitsanteile ermöglichen. Dies ist neben der persönlichen Entwicklung auch deshalb notwendig, damit sich die Analytiker in Ausbildung nicht durch ihre eigenen ungelösten Problemfelder in die Konflikte der Patienten verstricken lassen, was sich nachteilig auf die Patienten und die Wirksamkeit der Therapie auswirkt.
Die praktisch-therapeutische Arbeit betrifft im Grundkurs vor allem das Anamnesenseminar und –praktikum. Hier wird intensiv und patientennah der Zugang zum Patienten im Erstinterview erlernt. Die Teilnahme an einer Babybeobachtung wird von unserer Seite auch für die Ausbildung zum Erwachsenentherapeuten sehr empfohlen, ist aber nicht verpflichtend. Daneben werden auch die Grundlagen für die spätere Antragstellung im kassenärztlichen Verfahren gelegt. Im Hauptkurs beginnt das Therapiepraktikum mit der eigenen Behandlung von Patienten. Diese wird begleitet von Supervision und der Teilnahme an kasuistisch-technischen Seminaren. Wir orientieren uns an den Anforderungen einer zeitgemäßen Patientenarbeit und vermitteln deshalb Kompetenzen in den drei Verfahren, die ein Psychoanalytiker heute in der Praxis braucht: der analytischen Psychotherapie (Psychoanalyse im engeren Sinn), der modifizierten analytischen Psychotherapie für die Behandlung schwer gestörter Patienten und der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie.
Der Kern des Institutsabschlusses ist das Abschlusskolloquium, in dem ein psychoanalytischer Behandlungsverlauf vorgestellt wird. Für die staatliche Approbation und den ärztlichen Zusatztitel ist er nicht zwingend notwendig. Er ermöglicht die Mitgliedschaft in der Akademie und in der DGPT (Deutsche Gesellschaft für Psychoanalyse, Psychosomatik, Psychotherapie und Tiefenpsychologie), unserem fachlichen und berufspolitischen Dachverband, an dessen Standards sich unsere Ausbildung orientiert. Die Akademie ist eines der „freien Institute in der DGPT“ und gehört keiner psychoanalytischen Fachgesellschaft (DPV oder DPG) an. Sie bietet deshalb auch keinen Zugang zur IPV (Internationale psychoanalytische Vereinigung). Viele Mitarbeiter der Akademie sind jedoch Mitglieder der DPG (Deutsche psychoanalytische Gesellschaft), und unsere Ausbildung ermöglicht es, über die DPG-Arbeitsgruppe in München oder anderswo die Mitgliedschaft in der DPG zu erwerben.
Aufgrund der zahlreichen amtlichen Vorschriften ist die Aus- und Weiterbildung ziemlich aufwändig geworden. In unseren Reformbemühungen der letzten Jahre haben wir versucht, sie dennoch so bewältigbar wie möglich zu gestalten, fachliche Qualität zu gewährleisten und trotzdem Freude und Leidenschaft an der Ausbildung zu ermöglichen. Im Zusammenhang damit haben wir interne Prüfungsaufwendungen wesentlich verringert. Die Aus- und Weiterbildungszufriedenheit unserer Aus- und Weiterbildungsteilnehmer*innen ist ziemlich hoch, was sich u.a. darin zeigt, dass nahezu alle nach der Aus- und Weiterbildung Mitglieder der Akademie werden und damit eine fachliche Heimat für eine Berufstätigkeit finden, die für ihre weitere berufliche Tätigkeit sehr anregend sein kann.
Im nächsten Abschnitt zum Curriculum finden sich die wesentlichen Unterschiede im Ausbildungsgang der verschiedenen Berufsgruppen.