Elternschaft stellt eine besondere Entwicklungsphase mit spezifischen inneren und äußeren Aufgaben dar. Der Übergang zur Elternschaft, die Zeit der Schwangerschaft, die Geburt und das Postpartums bedeuten eine neue Herausforderung und bewirken Veränderungen im intrapsychischen, interpersonellen und psychosozialen Bereich beider Elternteile. Wenn alles gut geht bemerken wir nichts von den enormen inneren Umwälzungen und der notwendigen Neuorganisation der Psyche, die die Elternschaft mit sich bringt. Mitunter reichen aber die Bewältigungsmechanismen einer oder beider Elternteile nicht aus, um mit den auftauchenden Irritationen und Veränderungen derart umgehen zu können, dass die Beziehung der Eltern zu ihrem Baby oder die Paarbeziehung davon nicht beeinträchtigt und die psychische Gesundheit des kleinen Kindes nicht in Mitleidenschaft gezogen wird.
Die Wahrnehmung der Beziehung zu ihrem Baby kann bei Eltern durch die Reaktivierung eigener konflikthafter Erfahrungen in der Kindheit verzerrt werden und die Funktionsfähigkeit eines reflektierenden Selbst sowie die Mentalisierungsfähigkeit herabsetzen. Das Baby hat mit seinem unreifen und unstrukturierten psychischen Apparat keine ausreichende Möglichkeit zur Verdrängung, so dass es andere Verhaltensweisen entwickeln muss, um auf nicht adäquates elterliches Verhalten oder elterliche Projektionen zu antworten. Es kann zu psychischen, psychosomatischen Störungen des Säuglings kommen oder zu Krisen bei den Eltern, am häufigsten zur postpartalen Depression in den verschiedenen Schweregraden
In den ersten Lebensmonaten sind die so genannten Regulationsstörungen am häufigsten, darunter versteht man Schrei-, Schlaf- und Fütterstörungen. Weitere Symptome der frühesten Kindheit sind frühkindliche Depression, Angstreaktionen, Störungen der Kommunikation und der Bezogenheit sowie psychosomatische Störungen und psychische Komponenten bei körperlichen Erkrankungen. Die Symptomatiken weisen einen unterschiedlichen Schweregrad auf. Sie reichen von vorübergehenden Irritationen bis zu schwerwiegenden Störungen, die die Entwicklung des Kindes nachhaltig beeinträchtigen, wie wir aus den Anamnesen und Behandlungen älterer Kinder, Jugendlicher und Erwachsener wissen. Wesentlich für die Indikationsstellung einer Behandlung ist immer auch die subjektive Befindlichkeit der Eltern und nicht allein die objektive Häufigkeit oder Dauer der Symptome.
Die Beschäftigung mit der frühen Kindheit und hat in den letzten Jahren, sowohl durch die empirische Säuglingsforschung als auch durch ein vermehrtes psychoanalytisches Interesse - zunehmend an Bedeutung gewonnen. Der psychoanalytische Ansatz in der Säuglings-Kleinkind-Eltern-Psychotherapie beschäftigt sich mit den unbewussten Aspekten der Beziehung zwischen den Eltern und ihrem Kind. In der Säuglingstherapie haben wir es quasi mit einer kindlichen Psyche in der „Konstruktion“ zu tun, was den Vorteil einer großen Flexibilität der kindlichen Psyche bedeutet und oft zu raschen Veränderungen führt. Auch die elterliche Psyche ist in der postpartalen Zeit durch die Rekonstruktionsprozesse sehr beweglich, wenngleich sie natürlich wesentlich komplexer ist. Die Therapien finden immer in Anwesenheit des Kindes, der Mutter und - wann immer möglich - des Vaters statt. Es geht darum, die unbewusste Szene der Eltern mit ihrem Kind zu beobachten, zu halten, zu verstehen und zu formulieren. Kind und Eltern sowie die reaktivierten „inneren Kinder“ sind gleichzeitig anwesend und verlangen gleichermaßen Aufmerksamkeit.
Es ist Aufgabe des Therapeuten die wiederbelebten Kindheitserlebnisse und Traumatisierungen der Eltern, die ehemaligen Gefühle des „Damals“ mit den jetzigen Schwierigkeiten zu verbinden. Der Therapeut muss also auf das reale Baby hören, eine Raum für die inneren Kinder der Eltern schaffen und die Eltern in den realen Anforderungen der Elternschaft fördern. Häufig geht es um das Verstehen und Entmischen einer intergenerationellen Thematik. Die Behandlungsdauer in der psychoanalytischen Säuglings-Eltern-Kleinkind-Therapie ist sehr unterschiedlich. Sie variiert von wenigen Sitzungen bis zu langen Therapien. Dies hängt zum einen mit der Schwere der elterlichen Problematik zusammen, und der Konstitution des Kindes, zum anderen auch mit der Bereitschaft der Eltern, sich auf einen länger andauernden Prozess einzulassen.
SKEPT ist eine institutsübergreifende Aus- und Fortbildung in psychoanalytischer Säuglings- Kleinkind-Eltern-Psychotherapie. Dem Münchener Ausbildungsverbund SKEPT gehören neben der Akademie für Psychoanalyse und Psychotherapie auch das Alfred Adler Institut und die Münchener Arbeitsgemeinschaft für Psychoanalyse (MAP) an.